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Was ist positiv an einer Krise?

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Geh auf deine Angst zu - hinter ihr wartet oft deine Leidenschaft

„Was Dich nicht umbringt, macht dich stark!“ Krasser Spruch, oder? Irgendwie wissen wir ja auch, dass es stimmt. Trotzdem haben wir solche Angst vor Herausforderungen. Auch das ist oft sinnvoll, denn wenn wir keine Angst davor hätten, dann wären es auch keine Herausforderung. Eine Krise ist natürlich nicht schön, wenn man mittendrin steckt. Natürlich macht sie uns Angst. Also was ist die eigentliche Aufgabe dieser Angst?

„Evolutionsgeschichtlich hat die Angst eine wichtige Funktion als ein die Sinne schärfender und Körperkraft aktivierender Schutz- und Überlebensmechanismus, der in tatsächlichen oder auch nur vermeintlichen Gefahrensituationen ein angemessenes Verhalten (Kämpfe oder Flüchte) einleitet.“

wikipedia

Dann ist Angst also etwas Gutes. Sie ist ein Überlebensmechanismus, der unsere Sinne schärft. Diese Aufgabe kann sie aber nur erfüllen, wenn weder zu viel Angst das Handeln blockiert, noch zu wenig Angst reale Gefahren und Risiken ausblendet. Und genau darin liegt der Schlüssel.

Denk noch mal darüber nach, was Dir in Deinem Leben große Angst gemacht hat, bevor Du es zum ersten Mal getan oder erlebt hast. Der erste Kuss? Oder das erste mal fliegen, vielleicht? Damals musstest Du Dich nur überwinden und dann war es doch toll, oder? Aber manchmal ist die Angst so groß, dass Du Dich nicht überwinden kannst oder viele Jahre oder Jahrzehnte brauchst, bis der bestehende Schmerz größer ist, als die Angst vor der Veränderung.

Hinter der Angst geht es weiter.

Die größte Herausforderung in meinem Leben habe ich im meinem Buch Krisen? Geil! so beschrieben:

„Ich habe keine Höhenangst. Dennoch habe ich ein mulmiges Gefühl, wenn ich in einem Korb an einem Kran hänge. Egal, wie schwer ich auch atme, ich werde Stück für Stück, Meter für Meter, weiter nach oben gezogen und ich habe keine Kontrolle über diesen Prozess.

Von unten sieht es nicht so hoch aus, wie es tatsächlich ist, wenn man sich im Korb befindet und Ängste ausstehen muss.

Plötzlich macht es „Klack!“ und der Korb bleibt stehen. Die Gondel, in der ich mich seit ein paar Minuten befinde, hat ihre endgültige Höhe erreicht. Sie schwingt im Wind ein ganz kleines bisschen hin und her. Du fragst dich nun sicherlich, was ich da in schwindelerregender Höhe so treibe.

Bungeesprung - Überwinde deine Angst
Bungeesprung – Überwinde deine Angst

Ich werde gleich meinen allerersten Bungeesprung absolvieren. Das mache ich etliche Meter über festem Boden.

Vielleicht kennst Du dieses Gefühl aus erster Hand, welches ich gerade empfinde, so kurz vor dem Sprung.

Die verrücktesten Gedanken schießen dir da durch den Kopf. Du stehst oben und denkst darüber nach, ob die Helfer das Seil richtig eingestellt und abgemessen haben. Wird es mich tragen? Wird es kurz genug sein, damit ich nicht den Boden mit meinem Kopf berühre? Spätestens jetzt weiß ich, warum sie mich gefragt haben, wie viel ich wiege – und ich schwöre Dir, in dem Moment ist Lügen keine Option.

Der Sprung ins Leben.

Irgendwann hörst du die Stimme, die sagt: „Wir sind soweit! Wenn du bereit bist, kann es losgehen.“

Ich hätte nicht gedacht, dass ich von alleine springe, doch genau so war es. Die Helfer mussten gar nicht eingreifen.

Du lehnst dich etwas nach vorne und – wie in Zeitlupe – fällst du. In dem Moment merkst du, dass die ursprüngliche Taktik, nämlich auf gar keinen Fall nach unten zu sehen, völlig blödsinnig ist, weil du im nächsten Moment mit dem Kopf voran dem Boden entgegen rast. Das ist der Moment, wo dein Verstand völlig aussetzt. Du siehst den Boden auf dich zurasen und dein Verstand kann einfach nicht begreifen, was gerade passiert, denn der Mensch ist nicht dazu geschaffen, mit dem Kopf voran dem Betonboden entgegen zu fliegen.

Genau so fühlte ich mich an dem Tag, an dem ich mich entschlossen hatte, der Welt mitzuteilen, dass ich eine Frau bin.

Es war meine größte Lebenskrise, die ich in diesem Moment meisterte. Es war die Challenge, dass ich mir irgendwann eingestehen musste, mein ganzes Leben lang als Frau in einem männlichen Körper gelebt zu haben.

Natürlich war es mein eigener Entschluss zu springen und allen die Wahrheit zu sagen.

Dein Verstand findet nichts in diesem Moment, was nur irgendwie erklären könnte, was du da gerade tust. Du fühlst dich wie im freien Fall.

Alles anders?

Jahrelang habe ich darüber nachgedacht, was alles passieren kann. Größtenteils natürlich negative Gedanken, die mich von meiner ursprünglichen Bestimmung abhalten wollten. Ich habe mir diesen Moment tausende Male vorgestellt. Wie würde mein Umfeld wohl reagieren? Wer würde mich unterstützen, wer sich von mir abwenden?

Um es vorwegzunehmen – nichts, wirklich gar nichts, von dem, was ich mir ausmalte, ist auch so schlimm eingetreten, wie befürchtet. Es war lediglich die Angst vor der Angst, die mich fertig machte und zur Selbstverleugnung beitrug.

Klar, es war wirklich eine Achterbahnfahrt. Noch immer frage ich mich, wie ich dazu kam, gerade in diesem Moment den entscheidenden Schritt zu gehen. Immer wieder zögerte ich. Ich setzte mich zum ersten Mal in meinem Leben mit meinem Hang zur Weiblichkeit intensiv auseinander. Das erste Buch, das ich darüber las, war „Messer im Traum. Transsexuelle in Deutschland“ von den Autoren Holde B Ulrich und Thomas Karsten. Es behandelte die verschiedensten Leidenswege betroffener Personen.

Leidenswege waren nicht das, wovon ich hören wollte. Was ich wollte, waren Lebenswege. Wer will schon gerne leiden? Ich beschloss, meinen Fokus nicht auf das Negative zu legen. Das habe ich mein ganzes Leben lang gemacht. Schließlich folgt Energie der Aufmerksamkeit.

Ich weigere mich auch heute noch beharrlich von einem Leidensweg zu sprechen.

Wenn Du die ganze Geschichte lesen möchtest, bestell Dir doch hier mein Buch.

Hinter deiner größten Angst liegt ein großartiges Geschenk verborgen.

Es sind, nicht selten, unsere größten Passionen. Oft vermeiden wir aber viel zu lange, uns damit auseinanderzusetzen, da wir es als zu schmerzhaft empfinden, wenn wir uns damit beschäftigen.

„What we fear of doing most is usually what we most need to do.“

Ralph Waldo Emerson

Was wir am meisten fürchten zu tun, ist in der Regel dass, was wir am dringendsten tun sollten.

Was auch immer Deine Passion ist, sie ist es wert, gelebt zu werden. Denn Du bist einzigartig. Nur Du kannst etwas, was kein anderer Mensch auf dieser Welt kann.

„Find your passion and make it happen.“

Finde deine Leidenschaft und lasse sie Wirklichkeit werden.

Ich habe meine Ängste und Du hast deine. Ängste sind so unterschiedlich wie wir selbst. Genauso unterschiedlich sind unsere Leidenschaften. Wenn Du diese nicht sehen willst und nicht bereit bist, Deine Ängste zu überwinden, bleibt dein größtes Geschenk für Dich und die Menschheit ein Leben lang verborgen.

Gehe auf deine Angst zu.

Höre die Stimme deiner Angst, die dir sagt, dass Du es nicht kannst. Bedanke Dich für die Mahnung zur Vorsicht und dann tu es trotzdem. Denn nichts wirklich Wertvolles im Leben bekommst du einfach so geschenkt. Du musst dafür kämpfen.

Laura Malina Seiler beschreibt in ihrem Buch „Schön, dass es Dich gibt“, das Wissenschaftler Schmetterlingen dabei geholfen haben, sich zu entpuppen, in dem sie den Kokon etwas aufgeschnitten haben, damit der Schmetterling es leichter hat, seine Hülle abzulegen. Das Ergebnis war jedoch, dass der Schmetterling nicht fliegen konnte. Erst durch den Kampf, den Kokon los zu werden, werden die Flügel stark genug, um zu fliegen.

Ganz egal, was Dir im Leben widerfährt, es hat einen Sinn. Dich so stark zu machen, dass Du deine Passion leben kannst. Und wenn Du vom Pferd fällst, dann steige direkt wieder auf. Du kannst deine Resilienz trainieren. Du kannst Erfahrungen sammeln, die Dir helfen, weniger Angst zu haben.

Aber es gibt keine Abkürzung zu deiner Passion, sie liegt tief in Dir vergraben und möchte gelebt werden.

Geh auf deine Angst zu - hinter ihr wartet oft deine Leidenschaft
Geh auf deine Angst zu – hinter ihr wartet oft deine Leidenschaft